Sonntag, 19. April 2009
Wohl beginnt man sich zu fühlen...
I
Im Nachhinein tut er sich schwer ein Ereignis auch nur ungefähr zeitlich in der Vergangenheit einzuordnen. In seinem Langzeitgedächtnis wird nichts chronologisch abgespeichert, Fragmente unzusammenhängender Bilder verklumpen zu einem großen unübersichtlichen Erinnerungsball. Wenn er jetzt also zurückdenkt an die Zeit als er begann, sich Gedanken zu machen, so weiß er noch dass während seines ersten langen Monologs immer wieder das Geräusch der Kaffeemaschine durchbrach in diese noch instabile, durch kleinste Ablenkungen zu kollabieren drohende Gedankenwelt. Aber wann das war? Obwohl, dass er wütend auf diese nutzlose Kaffeemaschine war, dass er sie zum Teufel wünschte, dieses Gefühl schwingt bei dem Bild immer mit. Also dürfte ihm Kaffee zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschmeckt haben. Und Kaffee mochte er sehr bald.
So sehr er sich damals konzentrieren hat müssen das Kartenhaus seiner Hirngespinste aufrecht zu erhalten, gegenüber dem brodelnd klappernden Arbeiten der Maschine, so muss er nun doch immer wenn er Kaffee trinkt zurückdenken an diese ersten Ideen.
Er stellt die Tasse nieder, muss unvermittelt lächeln und vergewissert sich in dem hausgemachten Apfel- und Topfenstrudel um drei Euro zwanzig empfehlenden Spiegel an der Wand gegenüber dass er nur ja keinen Milchschaum im Bart hat. Er blickt jetzt zur Türe und denkt sich hoffentlich kommt sie bald, aber andererseits genießt er das Alleinesein und den Kaffee. Die Kellnerin bittet er höflich um noch einen Cappuccino.
Wie üblich fehlen die ersten Worte, möglicherweise ist der Blick aber die Einleitung. Erschöpft lässt sie sich fallen und bläst sich die Stirnfransen aus dem Gesicht. „Ungut“ sagt sie und beginnt sich über irgendeinen Radfahrer am Nachhauseweg gestern Abend auszulassen. Sie ist jetzt so präsent, dass er sich zurücklehnen muss.
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