Samstag, 30. Mai 2009

Schmerzgereizt werden...


Er sitzt am Granitrandstein und muss denken über den Versuch des Bekannten, den Versuch erfolgreich von alleine sterben zu können. Nicht sich zu töten, sondern zu sterben. Weit war er, nach einigen Meditationen, Kaballah Lehren und Hypnosen war er immerhin fähig sich in einen bradycarden, hypotonen Zustand der Somnolenz, eine Teilnahmslosigkeit, zu versetzen. Doch gab es von da kein Zurück mehr, und für eine Fortsetzung fehlte die Kraft.
Sein Hirn ist aber nicht tot, ich weiß nicht wieso, aber es ist seither permanent beschäftigt, beschäftigt mit der Annahme dass in einem infinitesimal kleinen Zeitabschnitt die Reibung aufgehoben ist. Dass sich all die Masse zu Energie verwandeln würde aufgrund all der Konstellationen, das ist vermutlich das Ziel bevor sein Geist endgültig abtreten wird.
Wenn du auf der Strecke Hannover - Würzburg einen ICE bei 327,8 km/h abpasst, dann zieht dein Blut im Fahrtwinde geradezu Nitsch'e Fäden auf der radial von Sprüngen durchzogenen Windschutzscheibe.


Mittwoch, 27. Mai 2009

Berührt werden...

"Also-"
Er setzt also wieder zu so einer rhetorischen Endlosschleife an, dieses Also ist ein Zeichen dafür, er kennt ihn gut und fürchtet diese Einleitung.
"Aber du musst ja ganz ehrlich sagen, dass das-"
"Warte kurz, lass mich das noch genauer erklären zuerst."
Der Versuch mit einem Einwand dieses lange, ja eben endlos eingeübte Verhaltensmuster zu durchbrechen scheitert kläglich, innerlich beginnt er irgendetwas zwischen Weinen, Schlafen und den Schädel gegen die Wand hauen.
"...die Wut die ich all den Menschen gegenüber empfinde steht im direkten Gegensatz zu der Verachtung!"
Das ist unschlüssig. Aber nachfragen!? Hat er schon ein paarmal gemacht, denn es können ja durchaus interessante Ansätze in diesen nicht enden wollenden Ergüssen sein. Aber jetzt - fragen?
Es erübrigt sich, es war nur eine dramaturgische Pause.
"Ich kann Menschen die schon länger leben, länger existieren, ich KANN sie nicht verachten. Auch wenn es nur Sekunden sind, die sie länger da sind, sie sind einem so weit voraus."
Obwohl ihm der Satz gefällt weiß er, dass er keinesfalls nachfragen darf. Niemals.

Dienstag, 26. Mai 2009

"Hallo, Können Sie mich hören!?"

Und hinter einem der Rauch. Weiß, wie aus einer Nebelmaschine, nur etwas anders im Geruch ist er. Wobei der aus einer Nebelmaschine, der ist ja Dampf der zwar keinen Geruch hat, aber - im krassen Gegensatz zur eigentlich nicht schädlichen Wirkung - eine klaustrophobische, drückende Aura.

Und mit einem der Rauch. Die Rolltreppe, man fährt wieder in die Hitze, und der Rauch bläst einen voran. Fast wie die Sekunden vor dem Auftritt, die Hintergrundmusik und die Lichter gehen aus, die Bühne ist dunkel und doch sieht man jede kleinste Bewegung der Roadies. Und dann der Nebel und dann kommt man mit der Rolltreppe über die Kuppe und der Backstagebereich hinter einem, mit Roadies und Groupies. Und mit Groupies meine ich Feuerwehr und mit Roadies Polizei.

Sonntag, 24. Mai 2009

Auf das Angesprochenwerden warten...

Als die Witwe ihren Vater zu Grabe trug
da haderte sie und erhob die Faust gegen den Himmel

Als die Witwe ihren Mann zu Grabe trug
ließ sie die Hand in der Tasche und weinte

Als der Sohn die Witwe zu Grabe trug
so ertrug sie das mit stoischer Ruhe.

Freitag, 22. Mai 2009

In der Nähe die Höhen hören...


Da glaubt doch tatsächlich jemand man stumpft ab wenn man den ganzen Tag nur Schafsköpfe weiterverarbeitet. Der Schnitt ist meist ganz sauber geführt durch das Rückenmark und den ganzen Hals. Nur weiß kaum jemand dass das gar nicht so unkompliziert ist, das alles.
Er nimmt einen Schluck von dem maximal gerade noch lauwarmen Kaffee. Er schlürft, immer wenn er hier ist hat er Lust Sachen auf eine geradezu vulgäre Art zu genießen. Wenn er das Beil schwingt sagt sie und muss dann manchmal lachen dabei.
Aber zurück zum sauberen Schnitt. Der ist also nicht so leicht, weil in der alten Säge haben sich dann das Halsfleisch und vor allem die zerfransten Schlagadern verheddert. Und er hat immer die Handschuhe ausgezogen um das wieder herauszubekommen aber das Blut war schon kalt und der Kopf sehr leblos.

Donnerstag, 21. Mai 2009

Zwei asynchrone Schrittpaare in wirrem Rhythmus...

Du tauchst ja wirklich ein, also im wahrsten Sinne des Wortes und zu der Trübheit deines Blickfeldes kommt noch die Trübheit unter Wasser. Du siehst kurz nach oben, die Sonne, gebrochen, scheint dir direkt in die Augen, nicht einmal die Wasserfläche ist in der Entfernung abzuschätzen, zu gleißend das Licht. Du stößt dich ab und denkst dein Augapfel wird umschwemmt, herausgedrückt oder was auch immer, du schließt die Augen, du kannst das blind. Stets fast einen exakten Durchmesser schwimmst du aber bei zwölf Wiederholungen deckst du doch fast den ganzen Kreis ab. Der Puls wird schon ab der fünften ruhiger und du hättest auch sechzehn geschafft.

Dienstag, 19. Mai 2009

Autotüren hören, die einschnappen...

Der Auslöser war wohl einerseits der Blick auf den so zweidimensionalen, von den 18 Metern Asphalt in eine Ebene gedrängten Ortskern und zugleich James Dean Bradfield der Texte eines Toten singt.
Die Polarität aller Dinge stellt man sich vor, die Biolimoflasche zum Wegwerfen zaubert einem ein Lächeln aufs Gesicht, wobei weniger zaubert weil es ja einen teuflischen Anflug hat. Und die Ohnmacht, die positive, das Befreitsein von jeder Verantwortung und auf einmal fühlt man sich wie in einem Aufzug, dem im Freihaus.

Montag, 18. Mai 2009

Dank Doppler auf hohes Tempo schließen...

Das erste Mal seit langem findet man zu dieser Zeit der Woche schon Gefallen an einem frischen Baguette, es füllt zwar weniger nachhaltig als Sushi, aber nur die Motivation auf ein solches verhindert eine Pause unbestimmter Zeit in der Wiese. Man ist froh sich einen so guten Freund nicht erst erwerben zu müssen. Nur Timothy Dalton als DIE Referenz, der Blick nach seinem Vorbild, das passt ebensowenig wie dass das Pub jetzt auf einmal die Fenster zeigt und die Helligkeit gegen die Zwickltrübheit ankämpft.
Marylin Monroe wird umkreist bevor man, skeptisch ins Dunkle tappend, diese Hürde nimmt und schließlich auch einem amerikanischen Nobelpreisträger nicht glauben kann.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Gedämpft die Panik wahrnehmen...

Er hat sich übergeben weil er - und da ist das Problem - er hat keine Ahnung. Nicht dass er es vergessen hat, nicht dass er das Gefühl hat es schon jemals gewusst zu haben, und auch nicht dass er glaubt es je zu erfahren. Bitter schmeckt es noch und er spürt die Revolte seines Körpers. Fragil und geknickt kniet er da, und ihm ist als ob er sich von außerhalb sieht, und mit einer Mischung aus Traurigkeit und Verwunderung legt er abermals den Kopf leicht zur Seite. Eine Träne rinnt ihm die Wange herunter als dieser Körper erneut anzukämpfen versucht gegen all die Galle.

Dienstag, 12. Mai 2009

Verschwimmende Kontraste...

Visiting hours, and nobody came

Leicht neigt man den Kopf zur Seite während man daran denkt ob man sich in einen Mann verlieben muss, der das Geburtstagsgeschenk - ein elektrisches Auto mit dem Antony alleine herumfahren kann - lapidarst sehr praktisch findet, ohne jegliche Regung im Gesicht, ohne jegliche Emotion in der Stimme, aber doch, und somit die naheliegende Lüge strafend, auch nicht desinteressiert. Diese Frage wirft weitere Fragen auf. Man neigt den Kopf weiter zur Seite, sodass man ein leichtes, versetztes Knacken spürt und auch hört. Nicht das aus dem Mittelfuß.
Man fragt immer weiter und neigt den Kopf bis es ungesund ausschaut.

Montag, 11. Mai 2009

Das Rot am Asphalt eher ein Lila...

Wenn es warm ist und feucht beginnt die Stadt wieder zu riechen. Ei und Rucola in der Passage unter der Wendeanlage, ein bisschen etwas von Blumen am Platz und schwacher aber keineswegs dezenter Schweiß im Aufzug.
Der Luftpolster wird auf dich zugeschoben, sanft wirst du weggedrückt, die vielen wirren Stimmen sind auf einmal übertönt, du drehst dich um, auf nur einen Meter Distanz beginnt die Luft zu wirbeln, du siehst es flimmern, der Geruch und die Wärme des gigantischen Elektromotors sind in der Sonne am wunderbarsten, du denkst an die früheste Kindheit weil es ja sonnig ist.

Sonntag, 10. Mai 2009

Der Wind, stechende Nadeln...

Ein lautloses, wortloses, ausdrucksloses sich hinabgleiten lassen auf den Boden, den man da darunter nicht so sauber einschätzt, ein sich darunterziehen ein ausharren, reglos und gekrümmt, ein schneller Puls und zwei Füße die - unbegründet (aber das weiß man ja nicht)- bedenklich oft an einem vorbeikommen. Gedämpftes Gelächter, Rauschen in den Ohren, Honigmelonensaft und Ксенияs Freund.

Samstag, 9. Mai 2009

Aus dem Bauch ragend...

Die Eule fliegt hinfort, in den gar finster anmutenden Himmel, das Gewicht geht einem fast ab auf der Schulter, es ist Muttertag und kaum gnädig wird dieser sein. Ach herrje.

Freitag, 8. Mai 2009

Pulsierende Darmschlingen...

Nicht gerade übermütig, aber doch mit einem gewissen Realismus muss man die Situation betrachten. Meint er. Dreizehn Verwünschungen von seiner Warte, doch keine kann er unterstützen, untermauern oder fundamentieren. Der Vogelkäfig im Brückenpfeiler ist geschlossen, die Positionsnummern alle gerecht verteilt.
Kann sich einer beklagen, so nur um die Abwesenheit einer Person. Nicht dass er traurig wäre, nicht einmal verwundert, nur leicht gekränkt.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Die Hand am Körper nach unten tastend...

Wenn du nießt und dir die Hand nicht mehr rechtzeitig vorhalten kannst, vielleicht bist du ja gefesselt, wenn du nießt und dir blickt jemand ins Gesicht, wenn du also nießt und genau in diesem Moment bekommst du Nasenbluten, oder wohl eher den Bruchteil einer Sekunde vorher bekommst du es, weil sonst wär es ja noch nicht ganz da wenn du dann nießt, wenn du jetzt also unter Berücksichtigung all dieser Umstände nießt, so gibt das rote Punkte überall, und vielleicht tut Blut dem Jemanden im Auge weh.

Dienstag, 5. Mai 2009

Zurückkehren des Schmerzes...

Es mag der Himmel sein, man geht den Platz hinauf und geht zügig, sodass jeder Moment eine andere Perspektive, ein anderes Bild in den Augen bietet, lediglich der helle Wirbel am Himmel bleibt unverändert. Diese Konstante in all der Bewegung fasziniert.
Das leicht geneigte Gitter der Heizung, mit den quadratischen Öffnungen, die Neigung dürfte nicht mehr als zwanzig Grad vom Lot betragen, das Gitter zieht seinen Blick an, oder wohl eher die Öffnung.
Ich sehe noch immer keinen Unterschied dazwischen, nicht logischer Natur, aber der feinkörnig bestreute Weg auf den Hügel bedeutet mehr. Die Bananenschale als Wurfobjekt aus dem dritten Stock eher weniger.
Soulmates never die, das bleibt.

Montag, 4. Mai 2009

Erschlaffen des Körpers...

Ich weiß nicht ob es der Stein war der die Flasche bei Leo Johnson zertrümmert hat.

Technisches Verständnis wirkt sich nur bedingt aus, man baut es ein, es ist da, und doch wird es in einer unbegreiflichen Logik ignoriert, so wie die Zeit oder die Schauplätze.
Ein Airbus A-314, man ist selbst da schon überrascht über diese neueste Kreation, aus der Zeitung oder vom Einsatzleiter erfährt man es waren 11 Menschen an Bord, ist da, man sieht noch eine hellblaue TUI-Boeing 737 am Himmel, der Airbus rotiert wie ein Helikopter nach unten, dann wirft man sich instinktiv auf den Boden und dann der Einschlag und die zerberstenden Scheiben.
Und dann in der Ubahn sitzt man zu zweit und man ist noch immer übermannt von den Toten und dann kommt der alles überschattende Anruf, ein Vater war an Bord.

Sonntag, 3. Mai 2009

Schlagartiger Zerfall der Spannung...

IV
Es ist mittlerweile Zeit vergangen. Das Café auch ein Teil geworden seines Erinnerungsklumpen. Ohne den Kalender könnte er auch das zeitlich nicht mehr einordnen.
Er sitzt aufrecht im Bett, es ist irgendwann in der Nacht und der Geschmack ist schal in seinem Mund. Das fahle Licht von irgendwas in der Raumecke beleuchtet den Raum und zeichnet eine riesige Gitarre an die leere Wand vor ihm.
Die letzten Traumfetzen sind gerade dabei zu verfliegen, kurz noch versucht er sie festzuhalten, sich in Erinnerung zu rufen, vielleicht eine neue Geschichte um sie herum aufzubauen. Aber es bleibt dunkel und verschwommen, lediglich ein italienischer Markt und irgendetwas übermäßig Kantiges stechen heraus.

Er ist noch immer da, denkt er, wie fast jeden Abend, doch zum ersten Mal - und das erstaunt ihn in ebendiesem Moment - zum ersten Mal beginnt er zu zweifeln. Nämlich alles an ihm. Dumpf drängt die Resignation die Kehle herauf und drückt auf seinen Kehlkopf. Reden könnte er jetzt schwer.
Bald würde es soweit sein denkt er wieder, diesmal denkt er es aus einem anderen Winkel, aber bald, bald würde es soweit sein.

Aufbäumen es Brustkorbes...

Du hörst von Achthundert Metern in die Tiefe und siehst einen halben Berg im Tal. Um dich Grimassen, teilweise hübsch und freundlich, teilweise gequält und teilweise leider auch kalt. Oder betont kühl. Die Augen sind nur Linien, geblendet von mindestens allem da draußen.
Vierzehn Kilometer Furkatunnel entspannen, wozu noch immer die Sonnenbrille?