Sonntag, 24. Juli 2011

Versuchen, Distanz zu gewinnen...

I

"Wenn eine Frucht austrocknet, wenn sie verletzt wird und ihre Haut Narben abbekommt, dann sammelt sie in ihrer Not all die Flüssigkeit und all das Leben um den Kern, tief drinnen ist sie dann ja viel --- ".

Hätte er es bloß geschafft diesen Gedanken bis zum Ende in Worte zu fassen. Er greift zum Glas und nimmt einen tiefen Schluck. Vermutlich aus Verlegenheit. Ihr freundlicher Blick, ihre fröhliche Art und doch diese Melancholie, die er immer wahrnimmt, bringen ihn aus dem Konzept. Er greift sich an die Schläfe und bemerkt dabei, dass seine Haare noch feucht sind und der Wind weht. Er stülpt sich die Kapuze über den Kopf und streckt mit den Armen sein eingeschlafenes linkes Bein.

"Irgendwie ergiebiger, aber das ist es noch nicht."

"Schöner." Sie sagt das eindringlich und trotzdem beiläufig, einfach so. Sie nimmt einen Zug von ihrer Zigarette und schaut auf die Straße, schon einen Gedanken weiter, wie ein Kind das von jeder Kleinigkeit abgelenkt wird.
Schöner also, denkt er und kurz, nur einen Sekundenbruchteil lang - das ist ihm wichtig festzuhalten, er ist ja ein Mann - muss er mit den Tränen ringen.

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