Am Vorplatz bewundert er noch die schönen, großen Granitpflastersteine. Wie schön doch diese Stadt ist, wie wenige Hässlichkeiten so flächendeckender Gediegenheit mit einzelnen Prunkstücken gegenüberstehen. Dekadent hat er einen neidischen Touristen diese Stadt nennen gehört. Gelächelt hat er darüber, aus Mitleid, aber keinesfalls arrogant weil er sich ja als beschenkt fühlt durch diese Stadt.
In der Kirche ist die Atmosphäre weit weniger eindeutig als noch auf den wunderschönen Steinen. Er liest gerade irgendeinen gregorianischen Choral mit, andere singen, aber er nicht. Er beginnt um sich zu blicken, viele Sonnenbrillen in Haaren mittelalterlicher, sich aber nicht so fühlender Frauen, viele allzu lässig getragene maßgeschneiderte Anzüge und pietätlose (er fragt sich - weil er denkt sich dieses pietätlos ja wirklich auch wörtlich in diesem Moment - ob das Wort denn noch salonfähig sei und ob es überhaupt passt wenn man es nicht auf Totenwürde bezieht) Kleider der pubertären Damenwelt. Er war zu wenig achtsam, er wird von einem hübschen Mädchen mit besonders unpassend aufreizendem Kleid zu einem längern Blickkontakt gezwungen, gottseidank wird jetzt gebetet, es wird aufgestanden und er schaut schnell weg.
Als er dann ins Kaffeehaus geht, die Choräle weiter aus dem dunklen Schiff hallend, da denkt er wie viele blitzblaue Augenpaare er doch da drinnen gesehen hat.
Später vor der Kirche hört er ein kleines Kind seine Mutter (eine derer die sich jünger fühlen, und ihr Mann sehr locker im Anzug) fragen was sie denn gewählt hat heute, entrüstet überrascht und sich nicht im geringsten den Urnengang als Wahl vorstellend verkündet sie "Da gibt es nur eine Möglichkeit."
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